„Das Tagesgeschäft nimmt einen großen Teil unserer Zeit in Anspruch“, seufzt Christian Feichtinger in seinem Büro in der Grazer Josefigasse, wo das Unternehmen seit drei Jahrzehnten ansässig ist. Um dann mit einem entschlossenen Lachen hinzuzufügen: „Wir haben viel zu selten etwas Neues gemacht!“ Um das zu ändern, hätte man beinahe schon in einer Fachzeitschrift eine Anzeige geschaltet, um Designerinnen und Designer für neue Produkte zu finden. Doch kurz zuvor kam durch Zufall der Kontakt zur Creative Industries Styria zustande, und damit stand einem vielversprechenden Projekt nichts mehr im Weg.
Klarer Rahmen
Der Rahmen war klar abgesteckt: leistbarer Schmuck, der zum Kerngeschäft passt und produzierbar ist – so lauteten die inhaltlichen Vorgaben des Projekts. Unkonventionelle Ideen, neue Zugänge und neue Käuferschichten waren dabei höchst willkommen, denn: „Das Normale haben wir ja ohnehin!“, so Christian Feichtinger. Ein klassischer Ehering für heterosexuelle Paare in seiner x-ten Variation hätte diese Erwartungen kaum erfüllt. Also hat man die Zielgruppe gleich einmal etwas ausgeweitet und homosexuelle Paare in die Überlegungen miteinbezogen. Der obligate und vertraute Ring ist bei einem der Entwürfe gewissermaßen nur mehr als „Zitat“ zu sehen: nämlich als Ring an einer Halskette. „In der Gestaltung war ich vollkommen frei“, erzählt Stefanie Hödlmoser, „die Verkaufbarkeit war jedoch ein wichtiges Argument.“ Nach der rund zweimonatigen Entwurfsphase hat Christian Feichtinger vier Entwürfe ausgewählt: ein Armband, das erneut das Ring-Motiv aufnimmt, Manschettenknöpfe, deren eingeflochtener Knoten die Verbindung zwischen zwei Menschen symbolisiert, eine Anstecknadel als Analogie zum „Anstecken“ der Ringe bei der Hochzeit und eben der besagte Ring an der Kette, „für alle, die den Solitär lieben, aber eben keine Ringe, oder die einfach einmal etwas Neues ausprobieren wollen“.
Kreativ-Schmiede
Für Stefanie Hödlmoser ergab sich durch die Zusammenarbeit auch die Gelegenheit, ihre Freude am Handwerk wieder auszuleben. Schließlich hat sie sich bereits in der HBLA für künstlerische Gestaltung in Linz mit Schmuck und seiner Herstellung beschäftigt. Die gebürtige Oberösterreicherin hat anschließend an der FH Joanneum Industrial Design studiert hat und ist versiert im Umgang mit Konstruktions-Software wie CAD und verfügt über 3-D-Know-how, das aus der zeitgenössischen Designproduktion nicht mehr wegzudenken ist. Neben Hightech stand aber auf der anderen Seite eben das klassische Handwerk – Feichtinger beschäftigt 35 Goldschmiede! –, von dem viel Input und wichtige Tipps ausgingen. Diese Verbindung war die treibende Kraft für die Entwürfe, die allesamt aus 14 k Gold (Rotgold, Gelbgold, Weißgold) gefertigt sind.
Mehr Neues
Die Prototypen sind mittlerweile fertig und die Stücke sind produzierbar, womit eines der wichtigsten Ziele von Design 2 Business erreicht ist. Für das Gespann Feichtinger-Hödlmoser wird es aller Voraussicht nach auch in Zukunft ein Miteinander geben – zumal sich Christian Feichtinger fest vorgenommen hat, auch im Jahr 2016 aus der Routine des Tagesgeschäfts mit seinem rund 15.000 Stück umfassenden Sortiment auszubrechen und weitere neue Modelle auf den Markt zu bringen. Für kreative Arbeit ist also gesorgt!