Design Transfer
Bunch of Holes
Ein Zaunbauer als Möbeldesigner? Diese Grenzüberschreitung wagen „H+S Zauntechnik“ und „H+S Designer of the Year” Martin Mostböck in einer neuen Form der Kooperation. Der erste Output ist bunt, ausdrucksstark und allwetterfest: die Outdoor-Sitzgruppe „Bunch of Holes“

Zäune im Kopf niederreißen und weit über die Grenzen des eigenen Territoriums hinausdenken. Eine Haltung, die das in Raaba angesiedelte Unternehmen H+S Zauntechnik seit Jahren praktiziert. Zwei erfolgreiche Designwettbewerbe des Zaunbau-Spezialisten in jüngster Vergangenheit – jeweils in Kooperation mit der Creative Industries Styria – zeugen davon. Hervorgegangen sind daraus aufsehenerregende Zaundesigns von heimischen Kreativen, die zum Teil auch ins Produktprogramm von H+S Eingang fanden – allen voran der Zaun „WunderBAR“ des Wiener Architekten und Designers Martin Mostböck. Das Zaundesign, das an Barcodes der Produkt- und Warenwelt Anleihen nimmt, ist heute Fixgröße im Portfolio des heimischen Zaunbauers.

H+S Designer of the Year
Martin Mostböck steht auch im Zentrum der aktuellen Designaktivitäten der Firma. Der fruchtbare Flow zwischen dem Designer und dem Auftraggeber aus Raaba mündete in eine neue Form der Zusammenarbeit, die Mostböck kurzerhand zum „H+S Designer of the Year“ machte. Die Idee: Ein Jahr lang taucht der Designer in die Welt von H+S Zauntechnik ein, um das Designpotenzial zu steigern und frische Produktideen zu kreieren. Ein Traditionsunternehmen als Spielwiese für kreative Eskalationen. Die neue Ausrichtung: Nicht Zäune, sondern die Entwicklung von Möbeln aus Gittern, Drähten und Blechen soll vorangetrieben werden. „Das Unternehmen hat mit Gittermöbeln bereits Erfahrung und knüpft an eine gewisse Tradition an“, erklären Martin Ritter und Günther Baumhackl, Geschäftsführer von H+S Zauntechnik. „In den vergangenen Jahren entstanden, teils in Zusammenarbeit mit Top-Designern wie Thomas Feichtner, eine Reihe gelungener Möbeldesigns.“ Mit HoTi, einem Zwitterwesen aus Hocker und Tisch, sowie dem Gitterbild GiBi werden aktuell zwei Gittermöbel im Webshop von H+S vermarktet.

Fröhliche Löcher
Schon bald wird sich dort ein weiteres vielversprechendes Produkt hinzugesellen: „Bunch of Holes“ nennt sich ein Outdoor-Möbel-Ensemble, bestehend aus einem Tisch und drei Hockern – das erste Ergebnis der „H+S Designer of the Year“-Kooperation. Die Möbelgruppe zeichnet sich durch ihre markante Löcher-Optik sowie durch eine fröhliche Farbkomposition aus. Ebenso ein zentrales Gestaltungselement inklusive funktionalem Mehrwert stellt die Stapelbarkeit dar. Die raffinierte Anordnung der Löcher erlaubt es, die Hockerbeine in den Tisch zu stecken und das Ensemble damit kompakt und platzsparend zu fusionieren. Die Löcher werden mittels Laser-Cutter aus Nirosta-Stahl geschnitten. „Dank der Lochstruktur sind die Möbel gut durchlüftet und trocknen nach einem Regen auch rasch“, erklärt Mostböck.

Kooperation auf Augenhöhe
Das Erfolgsrezept in der Zusammenarbeit? Langjährige Fertigungskompetenz in der Metallverarbeitung trifft hier auf erstklassiges Design-Know-how. Der Prototyp ist bereits finalisiert und wird im Rahmen des Designmonat Graz präsentiert. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Produktion einer Kleinserie auf Hochtouren. „Das gelungene Design, die anspruchsvolle Ausführung und das verwendete Material machen das Outdoor-Möbel zu einem hochwertigen Produkt, das wir auch im gehobenen Segment vermarkten wollen“, erklärt Martin Ritter, der – neben dem eigenen Webshop – den Vertrieb über Interior- und Einrichtungshäuser im Visier hat. Baumhackl: „Auch in der designaffinen Gastronomie und Hotellerie sehe ich für das Produkt hohe Marktchancen.“
Parallel wird bereits an einer Weiterentwicklung des Designs gearbeitet. „Wir sind gerade dabei, einen Sessel mit Rücklehne als zusätzliches Element von ,Bunch of Holes‘ umzusetzen“, bestätigt Martin Mostböck. Weitere Ideen sollen im Laufe des Jahres folgen. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe wird von beiden Seiten gelobt: Der pragmatische, kostenbewusste Blick der Unternehmer verbindet sich synergetisch mit dem experimentierfreudigen Zugang des Designers. Mostböck: „Es ist buchstäblich ein schöpferischer Austausch, der hier stattfindet, indem wir schrittweise herauszufinden, was der andere kann bzw. was er noch gar nicht weiß, dass er es kann. In diesem Spannungsfeld entstehen die besten Ideen.“

 

Text: Wolfgang Schober

H+S Designer of the Year
Kooperation zwischen dem traditionsreichen Zaunbau-Spezialisten H+S Zauntechnik in Raaba und dem Wiener Designer und Architekten Martin Mostböck. Ein Jahr lang arbeitet der Designer gemeinsam mit dem steirischen Unternehmen an neuen Produktideen im Möbelbereich.