ScienceDesignLab von 13&9 Design und Fractals Research
Eine Kollaboration von Wissenschaft und Design illustriert einen neuen wegweisenden disziplinübergreifenden Ansatz.
Gründer des ScienceDesignLab: Anastasija Lesjak (13&9 Design), Martin Lesjak (INNOCAD) und Prof. Richard Taylor (Fractals Research) ©MohawkGroup

Als Leiter der Konzeption und Produktentwicklung bei 13&9 Design, arbeiten Dr. med. Anastasija und Architekt Martin Lesjak mit ihrem Team an Designstrategien, die auf einer wissenschaftlich- fundierten Analyse von stress-reduzierenden Konzepten in der gebauten Umgebung basieren. Einer ihrer Hauptschwerpunkte liegt auf der Erforschung der Wahrnehmung und den Effekten von bestimmten Mustern, die in der Natur vorkommen. Diese Muster sind vor allem in der gebauten Umgebung, in der die Menschen keinen direkten Zugang zur Natur haben, von großer Bedeutung. Das Interesse an diesem wissenschaftlichen Gebiet führte zur Kollaboration mit Prof. Richard Taylor von der Universität Oregon und dem Fractals Research Laboratory (USA), einer der führenden Wissenschaftler und Physiker in diesem Bereich.

Vor drei Jahren hat das Produktdesignstudio 13&9 Design erstmalig die einzigartige Kollaboration von Kunst, Design und Wissenschaft ins Leben gerufen, um mit einem transdisziplinären, ganzheitlichen Ansatz Lösungen für die ökologischen, sozialen und individuellen Herausforderungen unserer Zeit in der Gestaltung zu finden. Ziel dieser Partnerschaft war die Entwicklung von Designstrategien, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Stressreduktion in der gebauten Umgebung basieren – insbesondere für Arbeitswelten, sowie das Gesundheits- und Bildungswesen. Der Fokus dieser langfristigen Kollaboration, genannt ScienceDesignLab, liegt auf der Erforschung und Entwicklung speziellen Mustern, die in der Natur vorkommen, und diese als architektonische Applikation anwendbar zu machen.

Schallabsorbierende Wand- und Deckenelemente mit appliziertem fraktalen Muster von FACT Design in von INNOCAD entworfenen Büro Räumlichkeiten ©INNOCAD

 

Erste Anwendungen der entwickelten Muster wurden als Teil einer exklusiven Partnerschaft mit Mohawk Group (USA) für Bodenbeläge entwickelt, da der Boden als einer der größten Flächen im Innenraum ein signifikantes Potential bietet. Die Kollektion RELAXING FLOORS, modulare Bodenfliesen für kommerzielle Anwendungen, wurde bald zum Musterbeispiel von Human-Centered Design und mit zahlreichen Awards ausgezeichnet sowie weltweit in renommierten Designmagazinen und Wissenschaftsjournalen publiziert. Weitere architektonische Anwendungen für FACT Design, einem Hersteller für akustische Deckenfliesen, verbinden die fraktalen Muster mit Akustikanwendungen.

Die Produktpalette wurde im Vorfeld der NeoCon 2021 gelauncht, bei der das Team es ScienceDesignLab den Vortrag „Fractal Vision – a stress-reductive approach to the built environment“ als Teil des diesjährigen CEU Programms gehalten hat. Neben des Vortrags wurde auch das Buch „Fractal Fluency in the built environment“ gemeinsam mit Mohawk Group präsentiert, das bei Interesse angefragt werden kann.

Buch „Fractal Fluency in the built environment“

“The aim is to generate further patterns in the form of the Fractal Library that will find applications with architects, interior designers and product manufacturers in diverse environments such as workplace, public, educational and healthcare facilities. We hope that through this commitment to fractal design, we will encourage well-being and improve diverse task performances through concentration restoration.”

Dr. med. Anastasija Lesjak, Co-Gründerin ScienceDesignLab

Die wissenschaftliche Basis des „Fractal Design“

Wissenschaftler erforschen bereits mehr als 50 Jahren die heilenden Qualitäten der Natur. Obwohl die gewonnenen Erkenntnisse wegweisend waren, blieb ein wichtiges Teil des Puzzles ungelöst – Was in der Natur löst diese bemerkenswerten Effekte aus? In diesen Fall wurden fraktale Muster untersucht, die sich mit statistischer Selbstähnlichkeit wiederholen und so in Gebilden von hoher visueller Komplexität resultieren – zu finden sind diese zum Beispiel in Bäumen sowie Wolken- und Felsformationen.

Startpunkt für die Forschung von Prof. Taylor war ein von der NASA gefördertes Projekt, das darauf abzielte, das Wohlbefinden der Astronauten im Weltraum zu steigern. Seine Experimente zeigten, dass die in der Natur vorkommenden Fraktale das menschliche visuelle System auf mehreren Ebenen beeinflussen – von der Bewegung der Augen beim Sammeln der visuellen Eindrücke bis hin zur Gehirnaktivität beim Verarbeiten ihrer Eigenschaften.

Perforierter Wandfilter mit implementiertem fraktalen Muster in der FRACTAL CHAPEL von INNOCAD im LKH Graz ©INNOCAD

 

Das daraus entwickelte „Fractal Fluency“ Modell, das erklärt, dass der Mensch die visuelle Sprache der Fraktale fließend, unterbewusst wahrnimmt, deren Qualitäten effizient weiterverarbeitet und mit einer Reduktion des psychologischen Stressniveaus des Betrachters einhergeht.

Die Kollaboration von Wissenschaft und Design illustriert einen neuen wegweisenden disziplinübergreifenden Ansatz, dessen Ergebnisse zu zahlreichen Einladungen zu Vorträgen, verschiedenen Auszeichnungen und Erwähnungen in der Presse führten – unter anderem einem Leitartikel im amerikanischen Wissenschaftsjournal „Nonlinear Dynamics, Psychology, and Life Sciences“ sowie Beiträgen in PubMed Health und The Journal of Sustainability. Die vor kurzem fertiggestellte Studie „Aesthetics and Psychological Effects of Fractal Based Design“ wurde in der international angesehenen Fachzeitschrift frontiers in Psychology veröffentlicht.

“One of the best pieces of news from our psychology research is that you do not need to be exposed to fractal patterns long to get the positive effect and these patterns might help reduce your level of stress by up to 60 percent.”

Dr. Richard Taylor