Die Erde als semantische 3D-Karte
Das österreichische Startup Blackshark.ai – hervorgegangen aus dem Grazer Spielestudio Bongfish – kann mithilfe einer semantischen 3D-Karte der Erde zum Beispiel Klimaszenarien simulieren. CEO Michael Putz gibt einen Einblick in die Möglichkeiten, die uns diese Technologie eröffnet.
Windmill live data ©blackshark.ai GmbH, Aerial Imagery ©Vexcel Imaging GmbH

Die von künstlicher Intelligenz gesteuerte Plattform von Blackshark.ai extrahiert geo-spezifische Informationen aus Satellitenbildern in globalem Maßstab mit extremer Geschwindigkeit und ermöglicht so detaillierte Einblicke in unseren Planeten, Simulation und Visualisierung der nächsten Generation, synthetisches Training, Flugsimulation, Smart Cities und andere industrielle Lösungen. Die fotorealistische und durchsuchbare 3D-Karte ist ein digitaler Zwilling der Erde. Entstanden ist er in Zusammenarbeit mit Microsoft für die Entwicklung eines neuen Flugsimulators.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Microsoft entstanden und wohin führt sie Blackshark.ai heute?

Die Technologie von Blackshark.ai ist aus der Spieleentwicklung heraus entstanden. 2016 wurden wir von Microsoft gefragt, ob wir sie bei ihrem Flugsimulator unterstützen können. Bisher wurden zur 2D Darstellung der Erde Luftbilder aus Flugzeugaufnahmen verwendet. Mittlerweile sind allerdings Satellitenbilder schon so präzise, dass man sie als Ausgangspunkt nehmen kann und mit unserer Softwarelösung können wir davon ausgehend eine 3D Darstellung ermöglichen. Als wir auf Einladung von Microsoft unsere Technologie ihrem Senior Leadership präsentierten und diese dort auf sehr großes Interesse gestoßen ist, war das ein Zeichen für das Potential hinter der Technologie.

Darstellung der Funktionsweise der Technologie ©Blackshark.ai

Welche Anwendungsgebiete sind als Potential für eurer Technologie denkbar?

Für mich war von Anfang an klar, dass es außerhalb der Spieleindustrie noch viel mehr Anwendungsgebiete für unsere Technologie gibt. Mit Hilfe unserer Plattform können aber auch völlig andere Problemstellungen angegangen werden: Zum Beispiel können die Dachflächen einer Stadt und deren Neigung visualisiert werden und so das Potential der unterschiedlichen Plätze von Solarpaneelen in der Stadt analysiert werden. Wir als Unternehmen können so einen Beitrag zu wichtigen Entwicklungen leisten und es entsteht eine Win-Win Situation, die auch der Stadt und der Bevölkerung langfristig etwas bringt.

Wohin führt der Weg für Blackshark.ai in der nahen Zukunft?

Wir möchten mittel-und langfristig der “Go-To-Partner” sein, um eine semantische Suche der Oberfläche der Erde zu machen. Bisher waren Regierungen die Hauptabnehmer dieser sehr spezialisierten geospacial Informationen. Das hat sich in den letzten Jahren aber weiterentwickelt und die Technologien werden jetzt zu einem Commodity Produkt. Was jetzt stattfindet ist eine Demokratisierung der Information, die wir aus dem All messen – und bei dieser wollen wir als Blackshark.ai vorne mit dabei sein.

Blackshark.ai hat mittlerweile über 110 Mitarbeiter und zieht im Sommer 2022 in ein neues Büro im Grazer Zentrum. Wie wichtig ist das im Zeitalter von remoten Teams?

Bei großen Spieleentwicklungen ist die Skalierbarkeit von Teams essenziell. Das war für uns bei Bongfish am Anfang eine Herausforderung und wir sind mit Distributed Development und internationalem Remote Working gewachsen. Trotzdem braucht man aber auch einen Ort, um neue, kreative Prozesse anzustoßen. Das neue Grazer Büro, das Blackshark.ai im Sommer 2022 bezieht, basiert auf hybridem Arbeiten. Ein Drittel der Räume steht für Deep Focus bereit, ein Drittel um gemeinsam an Problemen zu arbeiten und ein Drittel für Management und Verwaltung. Graz hat mittlerweile – vor allem auch durch die TU Graz – ein für Firmen in diesem Bereich interessantes Pool an Fachkräften und somit ist Remote Working nicht zwangsmäßig ein Muss, sondern ein Kann.

Das österreichische Startup Blackshark.ai ging aus dem 2006 gegründeten Spielestudio Bongfish heraus. Das 85-köpfige Bongfish-Team entwickelt laufend neue aufregende Spiele mit Fokus auf die Integration modernster Technologien. In Folge einer erfolgreichen Partnerschaft mit Microsoft, wurde 2020 Blackshark.ai aus Bongfish ausgegliedert. Ziel ist es, Technologien zum Aufbau von Welten zu entwickeln, die über Spiele hinausgehen. Nach Microsoft stieg 2022 auch der US-Satelliten-Konzern Maxar als strategischer Investor bei Blackshark.ai ein.

Das Blackshark.ai-Team rund um CEO Michael Putz besteht mittlerweile aus über 110 DatenwissenschaftlerInnen, Geodaten-IngenieurInnen, ProgrammiererInnen und EntwicklerInnen.

Michael Putz ©Blackshark.ai