Das Tüpfelchen auf dem i
Bei der Gestaltung von Innenräumen können Interior Designer die Qualität von Wohn- und Arbeitsräumen erheblich verbessern. Worauf es bei der Innenarchitektur ankommt, erklärt die Grazer Interior Designerin Simone Kovac. Text: Barbara Hoheneder
© Marion Luttenberger

Die Innenarchitektur wurde lange recht stiefmütterlich behandelt“, sagt die Designerin Simone Kovacs. „Seit man in Österreich Innenarchitektur studieren kann, steigt auch das Ansehen dieses Berufs.“

Simone Kovacs betreibt in Graz ein erfolgreiches Design-Büro, das privaten und geschäftlichen Kunden bei der Gestaltung ihrer Räume zur Seite steht. In ihrem Arbeitsalltag stellt sie fest, dass immer mehr Menschen bei der Gestaltung des Innenbereichs einen Profi hinzuziehen. Und das hat nicht nur mit Ästhetik, sondern auch mit durchaus handfesten wirtschaftlichen Überlegungen zu tun. Denn wer sich in einem Raum nicht wohlfühlt, wird immer wieder daran herumtüfteln, neue Möbel kaufen oder Raumkonzepte verändern. Wer einen Profi hinzuzieht, der kann sich nicht nur Fehlkäufe ersparen, sondern auch von dessen Erfahrung und Kreativität profitieren.

Simone Kovacs ist im Bereich Innenarchitektur eine Quereinsteigerin, ursprünglich kommt sie aus dem Marketing. Was für sie gutes Interior Design ausmacht, erklärt sie sehr anschaulich: „Wenn man zum Beispiel ein Geschäftslokal betritt, dann sollte man spüren, wofür dieses Geschäft, dieses Unternehmen steht“, sagt sie. „Räume transportieren eine Botschaft, die der Mensch in den meisten Fällen nur unbewusst wahrnimmt.“ Dieses Phänomen sei zwar schwer zu erklären, aber dieser berühmte erste Eindruck bleibt hängen und lässt sich zu- weilen gar nicht korrigieren. Bei Aufträgen von Geschäftskunden achtet Kovacs daher sehr genau darauf, dass die Gestaltung des Innenbereichs die Unternehmensphilosophie und die Corporate Identity (CI) zum Ausdruck bringt. „Ob man nur die Farben der CI auf dezente Art und Weise aufgreift, oder mit der Verwendung von Materialien die Geschäftsbereiche aufgreift und zitiert, es gibt da viele Möglichkeiten.“ Für die Einrichtung eines Ziviltechniker-Büros hat die Grazerin zum Beispiel Bewehrungsmatten verwendet, die beim Gießen von Beton zum Einsatz kommen. Aus den Matten hat sie Türgriffe schneiden und lackieren lassen. Das Zitat aus der Bauwelt schafft die optische Verbindung zum Tätigkeitsfeld und das auf originelle und unaufdringliche Art.

Weil sie sich in die Welt der Nutzer einleben will, investiert Simone Kovac am Beginn eines Auftrags viel Zeit in ausführliche Gespräche. „Dieser Gesprächsprozess ist mir sehr wichtig, weil die Lösung für alle passen muss“, sagt sie. „Ich wünsche mir, dass Auftraggeber und Mitarbeiter gerne ins Büro gehen und täglich Freude daran haben.“

Hat man sich auf ein räumliches und ästhetisches Konzept geeinigt, präsentiert Simone Kovacs ihren Design-Vorschlag und sorgt danach aber auch für dessen Umsetzung. „Ich arbeite mit vielen Handwerkern und Lieferanten zusammen“, sagt sie. „Das bedeutet, ich mache nicht nur ein Konzept, sondern sorge auch für die Umsetzung, und das bis zur letzten Bürolampe.“

Im Laufe ihrer Tätigkeit hat sie sich ein starkes Netzwerk aus Herstellern und Handwerkern aufgebaut. Was gerade am Anfang nicht immer leicht gewesen sei. „In der Auseinandersetzung mit Handwerkern muss man sich als Frau schon manchmal durchsetzen können“, sagt sie lachend. „Aber am Ende kann man sich immer einigen.“

Simone Kovac betreut seit einiger Zeit aber auch immer mehr private Kunden, die sich bei der Einrichtung ihrer Wohnungen gerne beraten lassen. Oft hätten sich diese Kunden vor zehn Jahren zum ersten Mal eingerichtet und dabei das eine oder andere Stück erworben, dass ihnen heute nicht mehr gefällt. „Wir wollen uns jetzt einmal endlich gescheit einrichten“, heißt es dann.

Manchmal gibt es dann für Simone Kovac schon sehr konkrete Vorgaben. Eine Kundin wünschte sich vor einiger Zeit eine limettenfarbene Küche. Die ungewöhnliche Farbe musste aber mit dem angrenzenden Ess- und Wohnzimmer harmonieren. Keine leichte Aufgabe sei das gewesen, wie sich Kovacs erinnert. „Ich habe dann aber ein Konzept mit der Farbe Petrol gefunden“, berichtet sie. „Und das Lustige daran war, diese Farbe war die Lieblingsfarbe der Kundin.“ Kovac sagt über sich selbst, dass Farben für sie eine ganz besondere Bedeutung haben. „Ich merke mir Farben sehr gut. Wie man sie miteinander verbinden kann, das ist für mich ein intuitiver Prozess.“

Was einen guten Interior Designer ausmache, sei sein Blick für das Ganze. Und dabei spielen nicht nur Möbel eine Rolle, sondern auch Licht und Texturen. So kann ein mit Samt bezogenes Sitzmöbel je nach Tageslicht eine immer neue Wirkung entfalten und für spannende optische Reize sorgen. „Wichtig ist, dass die Basis stimmt“, sagt sie. „Das bedeutet, dass es einen ansprechenden Fußboden gibt zum Beispiel.“ Stimmt das Grundgerüst, dann kann man mit Lampen, Stoffen und Tapeten Akzente setzen, die zu einem harmonischen Ganzen führen. Harmonie ist ein Begriff, den Simone Kovac tatsächlich sehr oft verwendet. Und die muss natürlich auch nachhaltig sein. Deshalb achtet Kovacs bei der Auswahl der verwendeten Materialien auch sehr darauf, dass sie dem Lebensstil der Kunden angemessen sind. „In einem Haushalt mit kleinen Kindern wird man eher pflegeleichte Materialien verwenden, die man problemlos reinigen kann“, sagt sie.

Dann komme es schon einmal vor, dass man Kunden von bestimmten Vorstellungen abbringen muss. „Wenn jemand im Badezimmer unbehandeltes Holz verbauen will, dann muss ich ihm davon abraten, ganz einfach, weil sich das Holz mit der Feuchtigkeit verändern wird.“

Natürlich spielen auch Moden eine gewisse Rolle. „Heute sind zum Beispiel sehr große Fliesen en vogue“, erklärt sie. „Vor ein paar Jahren lagen noch Mosaikfliesen im Trend.“ Ob sie ihren Kunden eher zu zeitlos Schönem rate als zu trendigen Teilen? „Quality never goes out of style“, sagt sie. Qualität wird nie unmodern, lautet also ihr Credo. Und das spricht wohl auch dafür, der Gestaltung der Innenräume mehr Gewicht als früher beizumessen. Profis wie Simone Kovacs ersparen ihren Kunden nicht nur die Qual der Wahl, sondern wohl auch jede Menge Frust über Möbelstücke, die im Showroom um- werfend waren, aber in den eigenen vier Wänden deplatziert aussehen.

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Text von Barbara Hoheneder

Dieser Artikel ist ursprünglich in der GRAZETTA erschienen.