Im Auftrag der Creative Industries Styria kuratierte Jacqueline Kaulfersch, selbst passionierte Illustratorin und Art Direktorin von cardamom, die Ausstellung „WE ❤️ ILLUSTRATION“ und zog damit den Hut vor der Welt der Illustration. Im Interview gibt sie spannende Einblicke in ihren vielfältigen Beruf und das kreative Feld der Illustration.

Was wäre deiner Meinung nach ein ideales Beispiel für die Kraft der Illustration?
Die Kraft der Illustration liegt darin, alles visualisieren zu können. Es bestehen keine Grenzen. Ich kann Konkretes aus meiner Perspektive zeigen, aber auch schwer fassbare Themen in einem Bild darstellen. Als Illustratorin habe ich die Freiheit bei der Interpretation, bei Farben, Formen, Perspektiven und vielem mehr.

Gibt es denn so etwas wie die „Königsdisziplin“ der Illustration?
Es gibt definitiv viele wichtige Disziplinen. Wo ich aber zurzeit einen sehr starken Trend sehe, ist im Magazinbereich: Zunehmend werden Fotos durch Illustrationen ersetzt. Im Bereich Bewegtbild, also Animation, Film, finden Illustrationen Platz und entfalten ihre Wirkung. Das gilt auch generell für den Onlinebereich: Viele Unternehmen entwickeln eine eigene Linie ihrer Inhaltsvermittlung und setzen dabei auf Illustration.

Hast du Arbeiten, die dir besonders ans Herz gewachsen sind?
Generell bin ich den meisten meiner Illustrationen sehr verbunden, in letzter Zeit hat mich die Arbeit für die Kinderausgabe des Megaphon, das Megaphon KIDS, sehr berührt: Das Eintauchen in Themen, die mich persönlich bewegen und für diese dann eine visuelle Sprache zu finden, um Inhalte spielerisch für Kinder aufzubereiten – das weckt in mir mein inneres Mädchen und dessen Freude und Neugierde. Und wenn die Zeitungen dann in den Händen der Kinder landen und diese mir dann erzählen, was sie darin sehen, dadurch verstehen oder eigene Ansichten entwickeln, dann macht mich das glücklich und bereitet Lust auf mehr.

Wie findet ein junger Mensch beruflich zur Illustration?
Einen eindeutigen Ausbildungsweg gibt es für Illustratorinnen und Illustratoren in Österreich nicht. Viele starten im Grafikbereich und spezialisieren sich im Laufe oder von Beginn ihrer Laufbahn auf Illustration. Andere kommen aus dem Kunstbereich und landen durch Auftragsarbeiten im Bereich der Illustration. Die, die sich weiterbilden möchten, finden unterschiedliche Kurse, die Großteils zu bezahlen sind.

Was war bei dir die Initialzündung?
Schon als Kind habe ich sehr gerne gezeichnet, doch auf meinem Bildungsweg wurde meine Freude an der Gestaltung gebremst: Es gab richtig und falsch, ideale Formen und wenig Raum für mich und meinen Strich in der Welt. Dennoch führte mich mein Weg zu einer Grafikerinnen-Ausbildung und danach in eine Werbeagentur, die auch Illustration anbot.
Dort entdeckte ich meine Begeisterung fürs Zeichnen wieder. Bei einer Masterclass im Wiener Atelier Olschinsky erlebte ich, umgeben von internationalen Illustratorinnen und Illustratoren, die Vielfalt und Wertschätzung all unserer unterschiedlichen Stile und Ansätze. Das Eigene zu Papier zu bringen und sich mit Illustration auszudrücken war dort „normal“ und verbindend. Ich fuhr mit der Gewissheit nach Hause: Ich bin Illustratorin und widme mich diesem Beruf, meiner Berufung, mit Hand und Herz!

Jacqueline Kaulfersch ist eine international tätige Illustratorin. Sie ist Member im Netzwerk der Creative Industries Styria und ist Art-Direktorin der Agentur cardamom.
Gemeinsam mit der Creative Industries Styria kuratiert und gestaltet sie die Ausstellung im designforum Steiermark.

jacqueline-kaulfersch.com