
Was am Abend des 9. Mai beim Grand Opening mit einem weit über Graz hinaus wahrgenommenen Paukenschlag begann, ist am 1. Juni zu Ende gegangen: der Designmonat Graz 2025 unter dem Fokusthema »The New Real«. Die zentrale Fragestellung im vierwöchigen Festivalprogramm war, was menschliche Kreativität in der Epoche Künstlicher Intelligenz bedeutet und – in einer zeitgenössischen Neuinterpretation von Paul Watzlawick – wie wirklich die Wirklichkeit noch ist. Antworten wurde in Ausstellungen, Installationen, Workshops, Talks und anderen Formaten aus verschiedenen Perspektiven nachgespürt.
Zwischen Realität und Virtualität: Was ist noch wirklich?
Was bedeutet Kreativität in Zeiten, in denen Maschinen mitdenken, gestalten und entscheiden? Was ist noch »real«, wenn virtuelle Räume und künstliche Intelligenz unser Denken und Handeln beeinflussen? Diesen Fragen widmete sich der Designmonat Graz 2025 mit dem programmatischen Titel »The New Real«.
Die zentrale Ausstellung im Festivalzentrum am Hornig Areal machte das Thema auf immersive Weise greifbar: 50 Videobeiträge von KI-Künstler:innen aus Ländern wie Frankreich, Südkorea, Kanada, der Ukraine und den USA verwischten die ohnehin dünn gewordene Linie zwischen Wirklichkeit und virtueller Konstruktion. Das Publikum war eingeladen, in eine Welt einzutauchen, in der Wahrnehmung, Technologie und kreative Visionen neu verhandelt werden.
Internationale Designszene zu Gast in Graz
Die inhaltliche Vielfalt des Designmonats zeigte sich auch jenseits des Festivalzentrums. Portugiesische Designer steuerten ein Arbeit zu der Ausstellung »Stitching the Centuries« der Universität Graz bei, während der argentinische Mediendesigner Eduardo Fuhrmann seine Visionen möglicher Zukünfte mit »Oracles of Possible Futures« teilte.
Im Rahmen der Ausstellung »Rebel Prints« konnten Besucher:innen mit dem Berliner Duo »Poster Rex« Siebdrucke mit politischer Botschaft selbst gestalten. Grafikdesign-Ikone Eike König thematisierte in seiner Ausstellung »Was ist, ist mehr, als es ist« Konsumkritik, Ästhetik und Philosophie im Zeitalter des Überflusses.
Insgesamt wirkten Kreativschaffende aus 15 Ländern mit, kombiniert mit zahlreichen Beiträgen der heimischen Designszene. Das Programm umfasste 140 Veranstaltungen mit etwa 160 Partner:innen – von Ausstellungen über Talks bis zu Performances, verteilt auf Graz und das Umland.
Designmonat als Plattform: Urban, regional, international
Ein fixer Bestandteil war auch 2025 wieder »Design in the City«, bei dem 21 Innenstadtgeschäfte auf ihren Flächen besondere Produkte von nationalen und internationalen Designer:innen zeigten. In entspannter Atmosphäre wurden im Rahmen von geführten Touren durch die Grazer Altstadt unter dem Motto »Slow Shopping« Designobjekte präsentiert, organisiert mit den »GrazGuides«. Der Fokus lag auf Nachhaltigkeit, handwerklicher Qualität und bewusster Konsumkultur.
Über die Stadtgrenzen hinaus luden Satellitenformate wie »Design ab Hof« in Pöllau und Kooperationen mit »Schloss Hollenegg for Design« und der »Absteige zur bärigen Therese« in Trahütten dazu ein, die Vielfalt des steirischen Designs auch abseits urbaner Räume zu entdecken.
Ein Abschied: Eberhard Schrempf übergibt
Mit dem Abschluss des Designmonat Graz 2025 endet auch eine Ära: Eberhard Schrempf, Geschäftsführer der Creative Industries Styria, verabschiedet sich mit Ende August in den Ruhestand. Schrempf war nicht nur seit der Gründung der CIS im Jahr 2007 deren Geschäftsführer, sondern prägte über 16 Jahre hinweg die Positionierung von Graz als international sichtbare Designstadt.
Zum Abschied betonte er: „Im Laufe der bisherigen 16 Ausgaben hat sich der Designmonat Graz ein starkes Netzwerk erarbeitet und positioniert die Stadt auf der internationalen Landkarte, vor allem auch im Kontext ihrer Rolle als UNESCO City of Design. Auf diesem Fundament sollte man jetzt nachhaltig weiterarbeiten und es nicht durch neuerliche Budgetkürzungen leichtfertig und kurzsichtig zerstören.“